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  • Franz

Carretera Austral


Río Ibáñez

Nachdem wir Chochrane wieder mit vollständig fahrtüchtigem Zacharias verließen, fuhren wir nur etwa 10 km bis zu einer kleinen Fähre über den Río Baker. Wir hatten davon gelesen, dass viele Overlander mit der Fähre einfach kurz bis zum anderen Ufer und zurückfahren, weil es ein kleines Abenteuer ist. Die Fähre bietet auf Holzplanken Platz für zwei Fahrzeuge und fährt mittels Flussströmung immer zwischen den beiden Ufern hin und her. Die Fähre wird von zwei Männern betrieben und gehört ganz normal zum Chilenischen Straßennetz dazu und kostet somit keinen einzigen Peso. Im Gegensatz zu vielen anderen fuhren wir nun eine kleine Schotterpiste durch eine wunderschöne Berglandschaft bis El Manzano, was wieder an der Carretera Austral lag. Auch diese Strecke können wir jedem ans Herz legen, der auf der Suche nach Natur und mehr Einsamkeit als auf der Hauptstraße ist. Kurz vor El Manzano konnte ich es nicht lassen und musste noch eine kleine Direktverbindung auf die Carretera nehmen, die doch tatsächlich Allrad und die hintere Differentialsperre erforderte – kurzer aber großer Spaß.


Nun fuhren wir die Carretera Austral Richtung Norden. Die Piste wurde nicht wirklich besser und wir erreichten einen sehr schicken Übernachtungsplatz direkt neben der Straße aber dennoch sicht- und windgeschützt an einem Zufluss zum Lago General Carrera. Am nächsten Morgen fuhren wir nahe Río Tranquilo zur Bootsanlegestelle für die dortigen Marmorhöhlen. Leider war an diesem Nachmittag zu viel Wind und auch unklar ob am nächsten Tag weniger Wind ist, sodass wir entschieden, diese (recht teure) Sehenswürdigkeit auszulassen und stattdessen weiter zu fahren. Nach einem vergeblichen Versuch, einen Schlafplatz zu finden, erreichten wir einige Kilometer weiter einen sehr schönen Platz direkt am Flussufer des Río Murta, der auch nochmal die Furtenkünste unseres lieben Zacharias erforderte. Diese war dann doch tiefer als zuerst angenommen, dennoch zum Glück kein Problem.


Es ging weiter auf der Carretera nach Villa Cerro Castillo, das direkt am Fuße des gleichnamigen Berges liegt. In unserem Reiseführer wurde ein Vergleich mit den Torres del Paine angeschnitten – weit gefehlt – aber dennoch ein imposanter Berg, der einem Geisterschloss ähnelt. Wir entschieden uns vorher jedoch abermals für einen kleinen Abstecher zum Lago Lapparent, der sich mehr als gelohnt hat. Gleich zu Beginn ging es über eine hölzerne Hängebrücke, 2 m breit und nur bis 2,50 m Höhe zugelassen. Das ging mit dem Bobbycar auf dem Dach gerade so 😉 Die anschließende Piste führt etwa 30km ein ganzes Stück oberhalb des Haupttals entlang – immer wieder mit Blick auf den Lago Alto, die Laguna Verde oder das Haupttal unzählige Kurven und Steigungen hinauf und hinab. Auch diese Route können wir jedem empfehlen, dessen Fahrzeug die Brücke passieren kann.


Nahe Cerro Castillo besuchte Juliane kurz die Cueva de los Manos (leider eher ein Reinfall) und anschließend das dazugehörige Museum, das sehr spannend war. Wir versuchten dann noch in Cerro Castillo zu waschen, das klappte an sich auch, wir konnten die Wäsche am gleichen Abend noch mitnehmen, leider war aber einiges nicht wirklich sauber geworden oder während des Trocknungsvorganges vom Gartenzaun in den Dreck gefallen. Wir suchten uns anschließend wenige Kilometer vor Coyhaique in El Blanco einen Ort an einem Fluss für die Nacht, die bereits hereingebrochen war. Am folgenden Tag ging es nach Coyhaique, zuerst einkaufen, die wichtigsten Dinge im Internet schauen und dann weiter durch das Valle Simpson und das Tal des Río Mañihuales hinauf an einen kleinen Strand am Fluss. Auch dieser Teil der Route war einfach sagenhaft schön.


Der weitere Weg nach Norden führte nun immer mehr durch den kalten Regenwald Chiles, ein undurchdringlicher Wald (weder mit dem Fahrzeug noch zu Fuß). Unglaublich steile Berghänge, so dicht mit großen Bäumen, Farnen und Büschen bewachsen, wie man es eigentlich nur aus den Tropen kennt. Nachdem wir den Portezuelo Quelat (Pass) überquert hatten ging es in einer kleinen Schlitterpartie in das Tal des gleichnamigen Flusses Río Quelat hinunter. Es hatte schon in der letzten Nacht angefangen zu regnen, was die Straße durchaus etwas spannender machte. Am Río Quelat fanden wir abermals ein wunderschönes Plätzchen für die Nacht auf einer Kiesbank direkt am Fluss.


Da wir immer auf der Suche nach etwas spannenderen Strecken sind, war der Plan, wieder nach Argentinien zu wechseln und zwar über den Paso Las Pampas bei Lago Verde. Wir fuhren also bis La Junta, tankten noch einmal ein paar Liter Benzin, suchten eine Panadería auf und verbrachten die Nacht nahe des Örtchens, ebenfalls an einem Fluss. Am folgenden Tag ging es zur Polizei in La Junta, wo wir fragten, wie die Pegel der Flüsse aktuell so seien, und sie sagten uns, dass sie keinerlei Kommunikationsmöglichkeit zu den Kollegen am Grenzübergang hätten, es aber in letzter Zeit sehr viel geregnet hat und sie Flüsse vermutlich recht tief sind. Das klang irgendwie nicht so überzeugend für uns und so begaben wir uns auf die X-13, eine kleine Schotterpiste hinauf in die Berge der Andencordillere etwa 60 km bis nach Lago Verde. Dort am Grenzposten angekommen wurden wir direkt das kleine Örtchen anschauen geschickt, während der Zöllner unsere Dokumente bearbeitete.


Anschließend ging es motiviert über den Pass. Der Chilenische Grenzbeamte sagte nämlich, dass die Flüsse aktuell alle passierbar seien, zumindest mit Allrad. Der erste Fluss war lediglich mit etwas großen Flusssteinen gespickt und stellte keinerlei Hindernis für Zacharias dar. Die zweite Furt ebenfalls nicht. Als wir an der dritten Furt ankamen, sah die Sache schon anders aus. Der Fluss war wesentlich breiter als die anderen beiden und auch tiefer. Bei der Suche nach der besten Route durch die Furt ging mir das Wasser bis zum Knie – das sah dann schon nach etwas mehr Spaß aus. Doch auch hier ließ sich Zacharias nicht lumpen und genoss die ausführliche Unterbodenwäsche.


Wir fuhren fix zum Argentinischen Grenzposten, wo wir die Jungs wieder beim Fußball unterbrachen, dieses Mal spielten sie aber selbst auf der Wiese neben ihrem Haus. Wir waren ein wenig die bunten Hunde, denn dieser Grenzübergang wird eher selten von Touristen genutzt, daher dauerten die Formalitäten dieses Mal auch besonders lange. Anschließend suchten wir uns wenige Kilometer weiter im Wald eine wunderschöne windgeschützte Lichtung für zwei Nächte. Und wieder müssen wir eine Empfehlung aussprechen – eine wunderschöne Strecke mit einem wirklich schönen und für uns spannenden Finish – mit etwas mehr Wasser ist der Spaß aber sicherlich noch etwas größer 😉


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