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Franz

El Chaltén und El Calafate

Aktualisiert: 26. Feb. 2023


Fitz Roy, Cerro Torre und Zacharias

Patagonien und insbesondere El Chaltén lässt die Bergsteigerherzen höher schlagen. Fitz Roy und Cerro Torre – so bekannt wie der Mount Everest und für mich die wohl schönsten Berge unseres Planeten. Und so wachten wir am Morgen nach einer nächtlichen Rüttelfahrt über Wellblech der übelsten Sorte im Wechsel mit Abschnitten grosser, runder Flusskieselanhäufungen über die man nur so geschwommen ist und das Fahrwerk von Zacharias nur so krachte, auf und sahen doch tatsächlich ganz klar den Fitz Roy aus der Ferne. Natürlich nicht vollständig aber etwa 2/3. Sofort kamen wir in die Gänge, frühstückten, packten und fuhren los. Von hier aus war es noch etwa eine Stunde. Kurz nachdem wir losgefahren waren nahmen wir noch Angel, einen Gaucho, der auf einer Estancia in El Chaltén arbeitete, mit.


Immer größer wurden die Berge und immer mehr Bewegung war auf der Straße. Ich war bereits 2014 im Winter (also August/September) in El Chaltén gewesen, damals zu einer Expedition zum Cerro Riso Patron auf der Westseite des Südlichen Patagonischen Inlandeises, da war kein Mensch in dem Bergsteigerörtchen und Fuchs und Hase sagten sich gute Nacht. Heute war alles anders. Es war voll von Backpackern, Wanderern, Bergsteigern und anderen Touristen. Aber klar, am Fuße dieser Berge hätte ich das wissen müssen. Wir hielten erstmal kurz an der Panadería und fuhren dann etwa 12 km von El Chaltén entfernt auf den Campingplatz Río de las Vueltas. Ein wunderschöner kleiner Zeltplatz inmitten eines Südbuchenwaldes fernab vom Trubel des Touristenortes.


Am nächsten Tag fuhren wir mit einem Taxi nach El Chaltén und wanderten zum Mirador Cerro Torre, der sich nach etwa 2.5 km auf dem Wanderweg zu Laguna Torre befindet. Für Luisa war das eine ganz schön straffe Wanderung aber wir nahmen uns Zeit und sie lief den ganzen Weg (hin und zurück) selbst. Auch Jonathan lief sehr viel, musste dann aber ab und an auf meine Schulter oder in die Manduca. Der Tag war grandios – wenig Wolken, viel Sonne und sehr gute Sicht auf die beiden Berge. Fitz Roy sah man hervorragend, doch der Torre zeigte sich nur zögerlich. Am Abend, zurück im Dorf, gab es eine große Portion Pommes für die Kinder und Burger für uns. Anschließend noch ein unerwartet riesiges Eis, denn Patagonien ist sehr bekannt für gutes, handgemachtes Eis. Kurz bevor wir zurück zum Zeltplatz fuhren trafen wir zufällig noch ein Päärchen, das wir schon im Chacra Holandesa in Uruguay getroffen haben.


Am kommenden Tag lernten wir eine sehr nette Familie aus der Nähe von Stuttgart kennen, die mit ihrer umgebauten Magirus Feuerwehr unterwegs sind (-> www.vierim4x4.de). Die Kinder spielten sofort wunderbar miteinander und wir brachen dann mittags endlich auf um klettern zu gehen. Es war wunderbar, fester Fels, Sonne und ein wenig patagonischer Wind. Jonathan machte seine ersten Klettermeter am Seil (wo könnte man einen besseren Grundstein legen als in El Chaltén?) und Luisa konnte auch endlich wieder klettern, nachdem sie uns immer wieder mal gefragt hatte, wann wir endlich wieder klettern würden. Zu guter Letzt schlenderte dann noch Chris Sharma an uns vorbei, kurz bevor auch wir aufbrachen. Mit der Familie hatten wir ausgemacht, dass sie noch eine Nacht bleiben und am Abend gegrillt werden soll. So kauften wir noch etwas Bier im Supermarkt und hervorragendes Fleisch in der einzigen Carnicería in El Chaltén.


Am nächsten Tag brachen die Stuttgarter früh auf, wir brauchten wie immer noch eine ganze Weile, bis wir dann loskamen. Doch an diesem Tag war die Sicht unschlagbar. Es war der perfekte Tag für den Gipfel (wenn man denn Ambitionen hat), kein Wind, keine Wolken, nur die Berge und wir. Ergo kamen wir nicht so richtig los, und als wir loskamen mussten wir ständig anhalten um nochmal und nochmal ein Foto zu machen. Zurück an der Kreuzung zur Ruta 40 trafen wir dann doch wieder auf die neuen Reisefreunde, die gerade im freien Satelliten-SOS-WLAN ihre Bilder auf die Cloud luden. Nach einem kurzen Hallo und Tschüss trennten sich unsere Wege endgültig. Sie fuhren weiter nach Norden in den Nationalpark Perito Moreno und wir weiter nach Süden nach El Calafate und zum Glaciar Perito Moreno.


Etwa drei Stunden später erreichten wir El Calafate, eine richtige Stadt mit Flughafen. Jeder, der nach El Chaltén möchte fliegt hierher. Dementsprechend touristisch ist das Städchen auch und es gibt sehr viele Backpacker und ebenso viele Hostels. Wir suchten einen Supermarkt und eine Tankstelle auf und übernachteten auf einer dünnen Landzunge im Lago Argentino mit perfekter Sicht auf El Calafate. Am kommenden Tag beeilten wir uns mit unserer Morgenprozedur etwas und brachen zum Perito Moreno Gletscher auf. Einigen wird das ein Begriff sein. Ein weltbekannter Gletscher, der in einen See kalbt und eigentlich alle paar Minuten ein wenig Action in Form von abbrechenden Eisbrocken oder ganzen Eisbergen bietet.


Die Fahrt war unspektakulär und der Gletscher ist durchaus touristisch erschlossen. Es fahren täglich hunderte Busse von El Calafate in den Park und vom Parkplatz fahren ebenfalls permanent Shuttlebusse zum Startpunkt der Wanderungen «entlang» der Gletscherfront. Alle Wanderwege sind nicht wie zu erwarten auf dem Boden sondern auf Stegen angelegt um zu verhindern, dass die Touristen überall quer durch den Wald steigen. Da wir relativ früh am Tag dort waren, war es nicht so stark überlaufen aber trotzdem schon gut besucht. Am Morgen ist wohl auch nicht die optimale Zeit um viel Eis stürzen zu sehen. Doch es blieb uns nicht verwehrt und direkt vor uns (also ca. 300 m) brach ein mächtiges Stück vom Gletscher ab und landete krachend im Wasser.


Am Abend wollten wir eigentlich weiter, doch irgendwie kamen wir nicht recht voran und so verbrachten wir eine weitere Nacht auf der wunderschönen Landzunge. Am nächsten Morgen versuchten wir noch Geld in der Post in El Calafate zu bekommen (es dauerte 1.5 Stunden, denn so viele andere wollten auch via Western Union Bargeld holen) und begaben uns dann auf den Weg nach Süden zu den Torres del Paine und Punta Arenas.


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