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Franz

Quer durch Chubut und Santa Cruz


Irgendwo im Nirgendwo auf der Ruta Provincial 24

Nachdem wir Puerto Madryn und die Seeelefanten hinter uns gelassen haben fuhren wir zuerst nach Süden und bei Trelew bogen wir nach rechts auf die RN25 um uns langsam den Anden zu nähern. Kaum bogen wir auf die RN25 ab und fuhren gen Westen spürten wir auch schon den starken Gegenwind, der hier in der Westwindzone kontinuierlich weht. Bei uns macht sich das durch mehrere Faktoren bemerkbar, erstens hat man das Gefühl, dass der Motor keine Leistung mehr hat und schaut direkt alle Instrumente an und zweitens erhöht sich der Geräuschpegel im Bus enorm. Dieser ist natürlich sowieso schon recht hoch aber wenn dann Wind mit 80 km/h zum Fahrtwind hinzu kommt hört und spürt man das schon ordentlich. Was aber neben dem Wind auch noch auf uns zu kam, war eine pechschwarze Wetterwand, die nur ein paar Minuten später einen unglaublich starken Regen hervorbrachte, dass wir nicht mehr in die Waschanlage mussten. Nach zwanzig Minuten war alles vorbei und es wirkte so, als wäre nichts gewesen.


Nach etwa einer Stunde bogen wir nach Süden auf eine kleine Straße zum Chubut Fluss ab. Der Plan war eigentlich, einen Platz direkt am Stausee zu finden, doch aufgrund der unglaublich weit entwickelten Zaunbaukunst in Argentinien (zumindest was den Umfang angeht) war das nicht möglich und wir entschieden uns für einen kleinen Campingplatz nahe am Fluss, der mit vielen Bäumen einen guten Windschutz bot.


Am nächsten Tag ging es weiter und ich hatte mir, mittels Satellitenbildern, einen vermutlich hervorragenden Stellplatz an einem kleinen See in einem Meteoritenkrater ausgesucht. Die Strecke war auch klar…der RN25 folgen und dann auf die RP53 abbiegen. In der Regel sind RN-Straßen (Ruta Nacional) geteert und in einem guten Zustand, RP-Straßen (Ruta Provincial) hingegen sind quasi immer Pisten, also unbefestigt. Wie gut diese sind ist leider immer erst vor Ort ersichtlich. In diesem Fall war sie ziemlich gut, doch mich beschlich das böse Gefühl, dass wir gar nicht bis zum Krater kommen. Und so war es auch – schwupps, kurz nach dem Abzweig auf eine kleinere Piste kam ein Zaun mit verschlossenem Tor. Vor dem Tor lag ein toter Puma, was ganz schön spannend für uns war. Pumas werden leider von der ansässigen Bevölkerung gejagt, da man (ähnlich wie bei uns mit den Wölfen) denkt, sie würden neben ein paar Schafen auch Kinder reißen. Da schwingt dann wohl doch etwas Aberglaube mit, denn Pumas sind extrem scheu und vergreifen sich quasi nie an Menschen (zumindest ist nichts dergleichen dokumentiert). Wir fuhren also zurück und suchten uns neben der RP53 einen wunderschönen Platz.


Am kommenden Tag ging es dann weiter nach Paso de Indios, immer dem Chubut Flusstal folgend. In Paso de Indios füllten wir nochmals unsere Nahrungsvorräte, Wasser und Benzin auf und bogen auf die RP24 ab. Diese Piste führte in ca. 250 km sehr abgeschieden durch das Hinterland Argentiniens. Die Piste war größtenteils gut und die Landschaft ein Traum. Auch wenn sie sehr karg, trocken und lebensfeindlich wirkte, so war sie doch sehr abwechslungsreich und faszinierend. Nach gut 2/3 der Strecke, auf der wir fast alle Tiere sahen, die man so sehen kann (Pferde, Kühe, Hasen, Guanacos, Nandus, Schafe) entschieden wir uns für einen windgeschützten Platz an der Laguna Seca (davon gibt es mit Sicherheit einige in Südamerika) und setzten unseren Weg am nächsten Tag fort. Die RPs verlaufen in der Regel durch die Weidegebiete der verschiedenen Estancias (Höfe) und man fährt regelmäßig über ein Weidegitter. Auf den Zäunen neben den Durchfahrten hängen dann recht makaber ein oder mehrere tote Pumas, Füchse oder Wildkatzen - mal mit mal ohne Fell und Kopf. Angeblich soll das der Abschreckung für lebende Artgenossen dienen, was aber absolut nicht funktioniert und es sind wohl eher eine Art Trophäen.


In Sarmiento angekommen, suchten wir uns einen Campingplatz der unteren Kategorie aus (eine wirkliche Wahl existierte aber auch nicht), der aber immerhin ordentlich Windschutz bot. So langsam hatten wir gemerkt, dass das Wichtigste an einem Stellplatz in Patagonien der Windschutz ist. Am kommenden Tag versuchten wir irgendwie Wäsche zu waschen, was nicht ganz klappte und dann noch einkaufen zu gehen. Anschließend fuhren wir nach Süden um einen versteinerten Wald anzuschauen. Das war sehr eindrücklich, denn es gab einige versteinerte Baumstämme zu sehen. Allerdings war der Park dem Wind auch extrem ausgesetzt – da musste ich Luisa immer an der Hand haben, damit sie nicht wegfliegt. Jonathan musste die komplette Zeit in der Madunca auf Julianes Rücken bleiben. Eintritt mussten wir nicht bezahlen – irgendwie gab es keine Tickets für Ausländer mehr, dafür bekamen wir am Ende noch eine persönliche Minimuseumstour 😉 Danach begaben wir uns nahe des versteinerten Waldes etwas abseits der Straße (die eine extrem schlechte Piste war) zwischen ein paar Hügel als «Windschutz» und aßen etwas bevor wir in die Nacht hineinfuhren. Das Ziel war Los Antiguos, direkt an der Chilenischen Grenze. Es war ein langer Ritt aber es hat sich gelohnt. Die RN40 hatte bis dorthin nicht wirklich etwas zu bieten und es fuhr sich bis auf kurze nicht asphaltierte Abschnitte (keine Ahnung wieso man mal für 300 m den Asphalt weglässt) und teilweise heftige Schlaglöcher sehr geschmeidig. Am Ortseingang von Perito Moreno wurden wir das erste Mal von der Polizei kontrolliert, war aber sehr entspannt und nach der Kontrolle der Fahrzeugpapiere und meines Passes konnte es weiter gehen.


Am Morgen wachten wir nahe des Río Antiguos auf und unternahmen erstmal einen Spaziergang zur Lavandería (Wäscherei). Durch die nahe gelegene Furt nahm uns ein netter Argentinier auf der Ladefläche seines Pickups mit (ganz zur Freude der Kinder) und den Rest ging es zu Fuß. Auf dem Heimweg gingen wir an «Le Petit Panadería» vorbei und deckten uns mit Leckereien ein. Eigentlich wollten wir am Abend weiterfahren, ein Stückchen auf der RP41. Aber irgendwie bekamen wir die Hufe nicht hoch, konnten erst um 19 Uhr unsere Wäsche abholen, mussten noch tanken und stellten uns nochmals an den gleichen Platz am Río Chubut.


Am nächsten Morgen ging es dann voller Tatendrang los. Wir hatten gelesen, dass die Strecke extrem schön sein soll und bis auf ein paar Stellen recht gut fahrbar, eher Dirtroad (Erde als Untergrund) als Schotterpiste. Die ersten 40 km waren feinste Schotterwellblechpiste, eine rechte Tortur für Mensch und Maschine, die Landschaft aber tatsächlich umwerfend. Anschließend wurde die Straße tatsächlich etwas besser und nicht mehr so schotterig. Wir fuhren höher und höher und erklommen schlussendlich den Pass mit 1400 m. Die Landschaft war phänomenal und auf Bildern leider nicht festzuhalten. Ab hier ging es dann nur noch bergab. Die Landschaft blieb noch eine Weile echt abwechslungsreich und spannend, doch die Piste wurde immer hässlicher. Nachdem wir wieder in Richtung RN40 unterwegs waren machten wir einen kurzen Stopp zum Essen leicht windgeschützt hinter einem Hügel. Wir konnten ein paar Raubvögel, die gerade ihre Beute vertilgten beobachten und ein unglaubliches Lichtspiel an der Bergkette in der Ferne.


Jetzt ging es lediglich weitere 80 km Piste wieder zurück zur RN40. Es war furchtbar. Hätten wir es vorher gewusst, wie schlecht die Straße größtenteils ist, wären wir sie nicht gefahren. Insgesamt waren es ca. 200 km wovon etwa 160 km echt hässliche Wellblechpiste war. Hinzu kam, dass der Schotter primär aus Flusskieseln verschiedenster Größen bestand. Gegen kurz vor Mitternacht erreichten wir den rettenden Asphalt der RN40 und fuhren noch ca. 1.5 h bis wir einen windgeschützten Schlafplatz fanden. Am kommenden Tag ging es weiter nach Gobernador Gregores (ein größerer Ort mit Supermarkt, Spielpatz, Panadería, Tankstelle) und dann gen Süden auf der RN40. Nach ein paar Kilometern hörte auch auf der RN40 der Asphalt auf und es folgten etwa 60 km übelste Wellblechpiste mit Flusssteinen. Es war eine Genugtuung, als Zacharias wieder mit nur noch 2.5 Bar Reifendruck über den Asphalt schwamm 😉 Unsere Fahrt an diesem Tag endete am Abzweig von der Ruta 40 nach El Chaltén, wo es eine kleine Schutzhütte gibt, die auch Fahrzeugen etwas Windschutz gibt. Am nächsten Morgen war das Wetter gut und die Sicht auf die Berge der Berge fast schon freigegeben – aber noch nicht ganz und noch ein ganzes Stück weit weg.


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