Nachdem wir jetzt einen guten Monat unterwegs "on the road" sind und fast 3 Monate hinter unserer Wohnungübergabe und quasi dem Beginn unserer Reise stehen, kommen wir endlich dazu, diesen Teil des Blog ein wenig auszubauen.
Der Bus
Zacharias, unser 1988er T3 Syncro, ist ja schon eine ganze Weile in Arbeit. Natürlich kommen immer wieder neue Baustellen dazu und hier und dort kann noch etwas optimiert werden. Schlussendlich ist er bis zur Abfahrt fast fertig geworden - bis auf ein paar kleinere Dinge. Seit Anfang Oktober hatte ich mehr Zeit am Bus weiter zu bauen. Allerdings kamen dann natürlich auch noch das Ausräumen der Wohnung und andere organisatorische Dinge dazu. Jetzt ist der Bus nach hunderten Stunden so weit, dass man damit auf eine Weltreise gehen kann. Nicht zuletzt, da nun ein zuverlässiger Motor aus einem Passat 35i das Herz unseres Zacharias bildet.
Wohnung
Es war ziemlich schnell klar, dass es bezüglich Wohnung nur eine Option gibt: vollständige Haushaltsauflösung und Wohnungsabgabe. Die andere Option, die Wohnung über die Untervermietung zu halten ist sicherlich bis zu einem Jahr sinnvoll, bei längeren Abwesenheiten aber aus unserer Sicht nicht zu empfehlen. Das hängt zuerst einmal mit dem Vermieter zusammen. Eine Untermiete von über einem Jahr ist oft problematisch und schwer überschaubar für den Vermieter und auch ebenso schwer überschaubar für uns. Mit einer 3-monatigen Kündigungsfrist geht es recht schnell, dass der Untermieter auszieht. Dann muss man von unterwegs einen neuen Untermieter suchen, die Übergabe organisieren und so weiter. Das ist ziemlich unberechenbar, zumal die Wohnung ja weiterhin in der Regel persönliche Gegenstände enthält. Und drittens sorgt genau der vorangegangene Punkt für einen Stressfaktor unterwegs. Man hat zu Hause noch eine Wohnung um die man sich ggf. kümmern muss.
Unsere Wohnung (oder besser deren Inhalt) haben wir relativ lange nicht groẞ angefasst. Kleinere Dinge wurden verkauft, verschenkt, eingepackt. Aber der Groẞteil passierte im November und Dezember, kurz vor Abreise (wie man es auch bei normalen Umzügen kennt). Mit zwei Kindern und einem noch nicht fertigen Reisefahrzeug ist es recht schwierig, sinnvoll zu sortieren und zu packen. Primär passierte das dann nachts. Ebenso die Transporte des in Bananenkartons verpackten Hab und Guts. Wir entschieden uns ausschliesslich für Bananenkartons, da diese erstens kostenlos sind (einfach immer alle Supermärkte abklappern), zweitens in zwei bis drei verschiedenen Größen existieren und durch die doppelte Wand extrem stabil sind, was das Stapeln betrifft. Das Volumen ist etwa halb so gross, wie bei einem klassischen Umzugskarton, dafür nimmt man einfach mehr Kisten, die sich auch besser tragen lassen und selten zu schwer werden. Die Kisten haben wir in Palettenfolie verpackt und noch zusätzlich Silica Gel darin mit eingeschweisst um ein Schimmeln im Innern zu verhindern. Mal sehen ob das funktioniert.
Die Wohnungsabgabe war sozusagen dann kurz vor Weihnachten eine Punktlandung, alles geputzt, alles ausgeräumt und weg. Dabei sollte man nicht vergessen, wie groẞ der Putzaufwand einer Wohnung ist. Danach heiẞt es dann: Im Bus leben. Zu unserem Glück konnten wir zuerst noch zu Julianes Familie und später zu meiner Familie nach Dresden bevor der Ernst des Reisens wirklich losging.
Krankenversicherung
Ein extrem wichtiger Punkt bei einer Reise ist immer die Krankenversicherung. Solange man in Europa unterwegs ist und sich nicht länger als etwas über 50 Tage im Ausland aufhält kann man eine einfach Auslandskrankenversicherung abschlieẞen. Bis zu einem Jahr Reisezeit gibt es immer noch relativ viele Anbieter von Auslandskrankenversicherungen. Sobald man die Magische Grenze von 1 Jahr knackt wird es schon sehr unübersichtlich was die Versicherungsmöglichkeiten angeht.
Doch fangen wir am Anfang an. Wie dem ein oder anderen vielleicht aufgefallen ist, hat unser Syncro ein deutsches Kennzeichen. Wir haben uns aufgrund der Gesetzeslage dazu entschieden, die Schweiz zu verlassen und nach Deutschland umzuziehen. Das hat folgende Bewandnis: Für eine solch lange Reise benötigt man eine "Langzeitreiseversicherung". Diese deckt im Prinzip alle Krankheits- und Unfälle im Ausland ab mit einer Laufzeit bis zu 5 Jahren. Inkludiert sind in der Regel auch mehrere Wochen Urlaub "zu Hause". In Deutschland kann man sich bei dem Abschluss der Langzeitreiseversicherung direkt von der gesetzlichen Versicherungspflicht befreien lassen. In der Schweiz geht das leider nicht. Hinzu kommt, dass jede Person so lange in der Schweiz grundversicherungspflichtig ist, bis sie wo anders versicherungspflichtig wird. Das heisst, es reicht nicht, sich einfach abzumelden.
Da eine grobe Überschlagsrechnung bei etwa 20.000 CHF für die schweizer Grundversicherung einer Familie über 3 Jahre endet (zusätzlch zur Reiseversicherung), war ziemlich schnell klar, dass wir nach Deutschland umziehen, um dort versicherungspflichtig zu werden und uns anschlieẞend von der Versicherungpflicht befreien lassen. Das hat einwandfrei funktioniert. Man sollte nur beachten, dass jede Krankenkasse in der Schweiz eine Abmeldebestätigung der Gemeinde braucht. Im Vorfeld am Telefon bekamen wir andere Auskünfte, was zu leichten Scherereien führte.
Der Ablauf ist relativ einfach. Man meldet sich in der Schweiz ab, zieht nach Deutschland um und meldet sich dort an (man braucht dafür in der Regel einen Mietvertrag und eine Wohnung). Danach meldet man sich bei der gesetzlichen deutschen Krankenversicherung als neu zugezogene Person an (Achtung: zuvor bereits in Deutschland versicherte Personen werden zwangsläufig bei der gleichen Versicherung vor Wegzug ins Ausland wieder versichert). Nachdem man angemeldet und versichert ist, kann man die Langzeitreiseversicherung abschlieẞen (diese braucht zwingend eine deutsche Wohnsitzbestätigung). Sobald diese abgeschlossen ist, kann man sich in Deutschland wieder abmelden (bei Auslandsaufenthalten von 1 Jahr oder länger obligatorisch) und man gibt der gesetzlichen Krankenversicherung Bescheid, dass man ab einem entsprechenden Datum aufgrund des Auslandsaufenthaltes privat versichert ist.
Kinder auf Reisen?
Mit (Klein-)Kindern reisen ist keine Seltenheit. Viele fahren mit ihren Kindern in den Urlaub oder fliegen auch in exotische Länder. So eine lange Reise in vielleicht doch eher fremde Länder und fernab der Zivilisation, wie wir sie kennen, erfordert aber ein paar Überlegungen mehr.
Das Wichtigste ist sicherlich die medizinische Versorgung. Das Problem hat man zwar als Erwachsener in entlegenen Gegenden auch, allerdings ist dieser Punkt bei Kindern noch wichtiger. Wir haben für alle denkbaren Notfälle Medikamente dabei. Ausserdem die private Nummer unserer Kinderärztin, welche wir jederzeit kontaktieren dürfen. Zudem sind wir und die Kinder komplett durchgeimpft, bzw. soweit das für Jonathan schon möglich war. Ein paar Impfungen bekommt er noch unterwegs. Wie gut oder schlecht die medizinische Versorgung vor Ort ist, ist sicherlich auch Glückssache, sie kann aber durchaus auch besser als bei uns zu Hause sein. Reisen im Bus minimiert aber auch die Gefahr mit gewissen Krankheiten angesteckt zu werden, da die Kinder grundsätzlich draussen spielen und auch nicht in der Krippe oder Schule sind. Außerdem haben wir bewusst Länder mit hohem Malariarisiko ausgeschlossen.
Das Platzproblem
Der Platz im Bus ist sicherlich auch ein wichtiger Punkt. Unser T3 Syncro ist klein, keine Frage. Aber man kann zu 4. darin schlafen (wenn es sein muss auch mehr). Das Leben spielt sich aber klar vor und um den Bus herum ab. Die Überlegung eines gröẞeren Fahrzeuges (z.B. MB Sprinter oder Iveco Daily) bringt unserer Ansicht nach den Vorteil von vier fix verbauten Schlafplätzen und dass man mehr Dinge mitnehmen kann. Aber viel mehr Wohnraum bietet der Sprinter im Fall von 2 Wochen Regen in Skandinavien nicht wirklich. Da fällt einem auch die Decke auf den Kopf.
Was da noch bleibt ist ein Allrad LKW. Sicherlich sehr cool aber auch mit vielen Nachteilen verbunden. Schon die gröẞeren Transporter haben in Städten oder auf engen Wegen im Gelände klare Nachteile. Ein LKW bleibt auẞerhalb enger Strassen von alten Dörfern und Städten stehen. Er schluckt wesentlich mehr Treibstoff und alle Ersatzteile sind wesentlich teurer als bei einem PKW. Nicht zuletzt braucht man zu Hause auch einen Platz wo man ihn hinstellen kann. Auch eine Verschiffung oder das Benutzen von Fähren ist wesentlich teurer.
Der für uns jedoch wichtigste Punkt: Mit dem Bus ist man nah an den Menschen und schaukelt nicht in einer teuren europäischen Festung durch z. T. sehr arme Länder. Dies ist auch eine Erfahrung welche wir mit unserem alten T3 Syncro Günther machten. WICHTIG: Das sind lediglich unsere Überlegungen dazu und jedes Fahrzeug ist ein Kompromiss. Jeder reist so, wie er es für richtig hält und es ihm gefällt, Hauptsache er hat Freude daran.
Klima & Wetter
Und dann ist da ja noch das Wetter bzw. die Jahreszeiten. Als wir 2017 zu zweit in Kirgistan waren, haben wir uns darüber nicht so viele Gedanken gemacht. Wir hatten ein wenig Respekt vor der Hitze in Kasachstan im Sommer aber das war schlussendlich bei der Trockenheit halb so schlimm (auch ohne Klimaanlage). Mit Kindern muss man schon genauer überlegen, in welchem Teil der Erde man sich v.a in den Wintermonaten befindet. Auch mit Standheizung heiẞt Kälte immer viel und warm anziehen und das ist aufwändig und zehrt an den Nerven. Daher versuchen wir in den Wintermonaten möglichst im Süden zu sein. Und das gestaltet sich gar nicht mal so einfach, wenn man sich den Atlas und dazu die Einreisebestimmungen der asiatischen Länder anschaut (mal ganz abgesehen von der Corona Pandemie und der Situation in der Ukraine). Bis jetzt haben wir mehrfach umgeplant und Lösungen gefunden mit denen wir leben können. Wie sich alles Weitere entwickelt werden wir sehen und Euch im Blog wissen lassen.
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