Die Lofoten haben einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen. Es ist eine atemberaubende Landschaft, wie wir sie nie zuvor gesehen haben. Trotz der großen Entfernung zu Mitteleuropa war es extrem voll im Süden der Lofoten, aber selbst weiter im Norden konnte man den weißen Ungetümen schwer entgehen. Wir kamen nach unserer kurzen Krankheitsphase in Andenes ganz im Norden der Insel Andøya an um die Fähre nach Gryllefjord auf Senja zu nehmen. Die Überfahrt war wieder sehr ruhig aber dieses Mal extrem teuer mit ca. 75 € im Vergleich zu der doppelt so langen Fährüberfahrt von Bodø nach Moskenes vor einigen Tagen. Zum Glück werden die Preise für die Fährüberfahrten immer erst im Nachhinein bekannt, wenn die Info über die Abbuchung der Kreditkarte an meinem Handy angezeigt werden 😉
Senja begrüßte uns mit einer atemberaubenden Fjordlandschaft in Gryllefjord. Julianes Wunsch war es, eine Wanderung auf den Hesten zu machen um von dort aus einen grandiosen Blick auf den Berg Segla zu erhaschen. Auf dem Weg dorthin wollten wir noch an den Ersfjordstranda, doch dort sahen wir, dass die Straße aufgrund von Tunnelarbeiten weiter nach Mefjordbotn gesperrt war. Also durften wir nach einem kalten und stürmisch nassen Tag und einer ebenso ungemütlichen Nacht gegen den Uhrzeigersinn die Insel erkunden. Es ist eine wunderschöne Insel – sie toppt die Lofoten fast noch, ist im Grunde aber ganz anders obwohl es ein Katzensprung ist.
Wir kamen zwar erst am späten Nachmittag am Wanderparkplatz des Hesten an, doch weil es ja nicht dunkel wird ging Juliane noch los und ich wartete mit den Kindern auf dem Spielplatz. Sie kam pünktlich vor dem Einbruch des schlechten Wetters oben an und konnte den grandiosen Blick auf den Segla genießen. Nach gut 1 ½ Stunden war sie wieder unten und wir fuhren an einen Platz neben einer alten Straße, die mittlerweile durch einen Tunnel ersetzt wurde. Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Botnhamn, setzten mit der Fähre nach Brensholmen auf Kvaløya über und erreichten am frühen Abend Tromsøya. Unser Platz war direkt am Meer gelegen und durch den Regen der letzten Tage teilweise sehr schlammig. Am zweiten Abend gesellte sich ein junges französisches Pärchen mit einem Transit Camper zu uns. Als wir am nächsten Tag abfahren wollten, kam es wie es kommen musste und wir mussten den Transit bis hoch zu Straße ziehen. Es fühlte sich tatsächlich gut an, anderen zu Helfen und zu wissen, dass man gut auch mal einen 3t Transit aus dem Matsch ziehen kann. Die Kupplung roch man dennoch danach 😉
Nachdem die Rettungsaktion geglückt war, fuhren wir nach Tromsø und schauten uns kurz in der Stadt um. Das Finale war ein Besuch in der Ølhalle, eine scheinbar weltbekannte Bar mit gefühlt 100 verschiedenen Bieren direkt aus dem Zapfhahn. Das war schon sehr beeindruckend. Die Preise allerdings auch und zwangen mich dann dazu, mitten am Tag nur ein 0.33er Glas sehr leckeres norwegisches Lager (der Name war so kompliziert, dass ich ihn mir nicht gemerkt habe) zu probieren. Luisa betreute mich dabei, dass ich danach auch wieder zum Bus finde. Anschließend fuhren wir weiter um den Lyngener Alpen einen Besuch abzustatten.
Und das hat sich gelohnt. Die Lyngener Alpen, eine einzige Bergkette auf einer Halbinsel keine 50 km östlich von Tromsø übertrafen so ziemlich alles, was ich bisher gesehen habe. Unglaublich schroffe Berge voller Schutt, die sich direkt aus dem Meer erheben mit kleinen Gletschern darauf und keinerlei Wege oder Straßen durch sie hindurch. Nachdem wir aber dort weder Wandern noch ich irgendeinen Lauf auf einen der Berge machen konnte fuhren wir weiter Richtung Nordkap. Auf dem Weg dort hin durften wir durch viele eindrucksvolle Landschaften fahren und hatten auch wieder ein paar wunderschöne Stellplätze. Das Land wurde zunehmen karger und auf den letzten 100 km sahen wir mehr und mehr Rentiere neben und auf der Straße. Sehr schöne Tiere, die vor Autos gar keine Angst haben, weshalb man wirklich sehr nah heranfahren kann und sie betrachten. Steigt man dann aus flüchten sie sofort. Ebenso muss man aber auch immer damit rechnen, dass sie seelenruhig einfach auf die Straße gehen wenn Autos kommen.
Wir kamen an einem Nachmittag am mittlerweile kostenfreien Parkplatz am Nordkap an. Es war hässliches Wetter mit waagerechtem Regen und 5 °C. Eigentlich zum drinnen bleiben - so richtiges Nordkappwetter. Wir mussten aber unbedingt die Nordkappweltkugel sehen, also gingen wir schnell schauen ob sie tatsächlich da ist. Und ja, sie war da. Kurzes Foto und dann wieder zurück zum Bus. Wir fuhren die Straße ein Stück zurück bis zum Wanderparkplatz für die Wanderung zum Knivskjellodden, dem wahren Nordkap. Das Wetter sollte nachts besser werden, kein Wind und Sonne bei 10°C. Ich stellte den Wecker und schnürte die Laufschuhe um 4 Uhr. Kurz nach 5 Uhr, etwa 9 km und mit mittlerweile zwei klitschnassen Füßen stand ich nach einem wirklich anspruchsvollen Trail am nördlichsten Punkt Europas. Der Rückweg war wesentlich anstrengender, denn die ca. 400 Höhenmeter vom Hinweg wollten auch wieder hochgelaufen werden. Und das mit zwei vollkommen durchgeweichten Füßen. Es war ein Kampf aber die Eindrücke glichen die Torturen wieder aus. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich kann es nur jedem anraten, diese Wanderung zu machen. Es ist ein wesentlich schönerer Ort als das offizielle Nordkap, das tatsächlich ca. 1.4 km weiter südlich liegt.
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